Was will ich erreichen? Wie kann ich mich, meine Arbeit, meine Welt gestalten?
Die vier „K“ als Schlüsselkompetenzen der Zukunft

Immer mehr Berufe sterben aus. Oder kennen Sie noch einen Posamentierer? Ein Großteil der Jugendlichen, die heute in die Schule gehen, wird in Berufen arbeiten, die wir heute noch gar nicht kennen. Arbeiten, die mit den Händen ausgeführt werden können, übernehmen immer mehr Roboter und Maschinen. Das herkömmliche Qualifikationssystem, das auf Abfrage- und Fachwissen basiert, wird mehr und mehr durch künstliche Intelligenz ersetzt. Formale Zertifikate wie Zeugnisse zählen immer weniger. Dem Arbeitgeber interessiert nicht, was der Arbeitssuchende gelernt hat, sondern was er kann und wo man ihn gut einsetzen kann.

Bereits heute geben aber 40% der Arbeitgeber an, dass sie Schwierigkeiten haben, kompetente Mitarbeiter*innen zu gewinnen. Was heute am Arbeitsplatz zählt, wird nicht in der Schule gelernt. Das in der Schule erworbene Wissen reicht nicht. Lernen hat keinen Ort (Schule, Universität) mehr. Es ist eine selbstgesteuerte, lebensbegleitende Aktivität, überall vollzogen und auch im Alter nicht endend.

Aus diesen Erwägungen entwickelte seit 2002 die amerikanische Non-Profit-Organisation „Partnership for 21st Century Learning (P21)“ bestehend aus Wirtschaftsvertretern, Bildungsfachleuten und am Gesetzgebungsprozess Beteiligte das „Framework for 21st Century Learning“das 4K-Modell, das die Kernkompetenzen der Zukunft darstellen: Kreativität, Kommunikation, Kollaboration und Kritisches Denken. Hier eine sehr kurze Darstellung.

1. Kreativität: Das bedeutet nicht, als Genie vollkommen Neues zu erfinden. Gemeint ist besonders, das gelernte Fachwissen und erworbene Kompetenzen auf neue Arbeitsgebiete übertragen, anpassen und erweitern. Wie kann ich das anders besser machen?

2. Kommunikation; Das bedeutet nicht, ein begnadeter Redner zu sein. Gemeint ist, seine Erfahrungen und sein Wissen auf den Punkt bringen und kommunizieren zu können. In diesem Bereich fallen damit auch ein professioneller Umgang z.B. mit Word, Excel, Powerpoint und anderer IT-Programme. Der Austausch mit Kollegen ist entscheidend für das persönliche Vorankommen. Das führt zur nächsten Kompetenz:

3. Kollaboration: Das bedeutet nicht, einfach mit Kollegen zu arbeiten. Die Arbeit im Team wird immer wichtiger. Sie stärkt das Selbstvertrauen, Kommunikation und den Wissenstransfer. Die größten Neuerungen und Erfindungen werden nicht von einzelnen Genies, sondern kollaborativ im Team entwickelt.

4. Kritisches Denken: Das bedeutet nicht, über alles zu mäkeln und nichts zu akzeptieren. Gemeint ist die Bereitschaft, alte Strukturen zu hinterfragen und für neue Lösungen offen zu sein. Damit schließt sich wiederum der Kreis zur Kreativität.

Auch wenn die 4K primär im Zusammenhang der beruflichen Ausbildung entwickelt und diskutiert wurden, so strahlen sie ebenfalls auf Bildung insgesamt aus. Für Volkshochschulen bedeutet dies eine Neuausrichtung ihrer Kurse. Folgende pädagogischen und methodischen Elemente werden in Zukunft immer wichtiger:

  • Der Lehrende ist kein Wissen verteilender Guru, sondern unterstützender Coach der Lernenden, der als Lernbegleiter individuell und auf Augenhöhe auf die einzelnen Teilnehmerinnen und Teilnehmer eingeht.
  • Rollenspiele fördern Kommunikation und Kreativität. Die Lernende öffnen sich für andere Perspektiven und Fragestellungen
  • Gruppenarbeit fördert Kommunikation, Kollaboration und kreative Lösungen.
  • Gute Technologie kann keinen schlechten Unterricht retten. Guter Unterricht wird aber durch gute Technologie geboostert. So kann z.B. die individuelle Betreuung auf digitalem Wege stattfinden. Netflix kann den Fremdsprachenunterricht bereichern. Räume müssen so ausgestattet werden, dass ein einfacher Zugang zum Internet möglich sind und alle notwendigen Geräte zur Verfügung stehen.
  • Man lernt keine Sprache montags und donnerstags. Das Gehirn lernt nicht so. Besser wäre es z.B. Yogastunden in Fremdsprachen anzubieten. Interdisziplinäre und themenorientierte Kursstrategien sind abwechslungsreicher und interessanter. Sie werden die bloß an einem Lehrbuch orientierte Formate ablösen.
  • Die Lernorte müssen so gestaltet werden, dass sie Kreativität und Kommunikation fördern. Sie sollen eine angenehme Atmosphäre schaffen. Beschreibbare Wände, fahrbare Stühle mit Schreibtablett und bequeme Bänke ersetzen Tafel, Stuhl und Tisch. Auch sollten im vhs-Gebäude Räume vorhanden sein, in denen die TN sich zwanglos treffen können.

Wir sind der Meinung, dass die 4K eine gute Orientierung für die Kompetenzen der Zukunft bieten. Sie werden den Unterricht von gestern auf eine neue Basis bringen und eine Bildung fördern, die z.B. auch gegen Rassismus und Fake News resistent ist.

Bildung bleibt spannend. Wir sind dabei.