Mit coronabedingter Verspätung hat die vhs Oberland im Waitzinger Keller ihre Gründung gefeiert. Man lobte die Entscheidung zum Verbund als zukunftsorientiert und krisenbeständig. Es war ein jahrelanger Weg bis zur Gründung. 

Um diese zu feiern, waren Bürgermeister, Mitglieder des Vereins und des Aufsichtsrats, Referenten und Ehrengäste gekommen. Künstler und Musiker Erich Kogler führte als Moderator kabarettistisch sowie mit Unterstützung der Band Mountainlakevista durch den Abend.

„Von der vhs Oberland profitieren alle Bürger im Landkreis Miesbach“, sagte Holzkirchens Bürgermeister Christoph Schmid, der zugleich Aufsichtsratsvorsitzender ist. Er verglich die Fusion, zu der sich fast alle Gemeinden entschlossen haben, um weiter förderfähig, wirk- und schlagkräftig zu sein sowie das Aufgehen in einem großen Ganzen mit dem Bau eines Schiffes. Dessen Taufe mit der Gründungsfeier erfolge, nachdem das Schiff vhs Oberland bereits zu Wasser gelassen und die vhs-Leiter Thomas Mandl und Veronika Weese mit ihrer Mannschaft bewiesen hätten, dass die Abläufe auf hoher See funktionieren. In Richtung der beiden Volkshochschulen, die sich nicht angeschlossen haben, signalisierte er: „Die Plätze sind reserviert. Wir können noch aufnehmen.“ Dabei wünschte er viel Rückenwind und, dass die Führungsmannschaft weiter neugierig auf neue Ufer sei und den Kurs beibehalte. „Gemeinsam für mehr Bildung“, war die Parole von Miesbachs Bürgermeister Gerhard Braunmiller. Er zeigte sich insbesondere vom passgenauen Bildungsangebot der vhs Oberland beeindruckt: „Der Lehrplan ist auf die Bedürfnisse der Bürger abgestellt, quasi maßgeschneidert.“ Die Bürgermeister hätten die Erwachsenenbildung zur Chefsache erklärt. Die vhs Oberland mit ihren vier Zentren sei die viertgrößte vhs in Bayern und mit ihrem Onlinekurs-Angebot sogar ein Vorreiter. „Damit hat der Bildungslandkreis Miesbach eine Spitzenposition.“ 

Die Gründung sei zwar ein Kraftakt gewesen, sagte er mit Blick auf viel Überzeugungsarbeit wie auch die vollkommene Veränderung der Bildungslandschaft durch Corona: „Aber die neue Struktur ist das Richtige für die Anforderung der Zeit.“ Auch Martin Egger, Managementdirektor der Münchner Volkshochschule, gratulierte zu der guten „Entscheidung für die Zukunft der Bildung und Gesellschaft“ und zum professionellen Angebot. Die vhs sei ein Ort, wo Umbrüche, Veränderungen und Krisen begleitet werden. Und er erinnerte, dass Erwachsenenbildung ein öffentlicher Verfassungsauftrag sei. Im Gesprächskreis mit Kornelius Schlehlein von der vhs Gunzenhausen, der den Prozess als Strukturberater begleitete, ließen Weese und Mandl die Jahre seit der Beschlussfassung 2018 im Rathaussaal Holzkirchen Revue passieren. Sie lobten das Strukturförderprogramm, dankten dem Lenkungsausschuss, der sie so gut auf den Weg gebracht habe und den Mitarbeiterinnen in den vier Teams für ihre Bereitschaft zusammenzuarbeiten.

In seiner humorvollen Festrede ging der ehemalige Chef der Münchner Volkshochschule, Professor Klaus Meisel, der Frage nach, wieviel vhs das Oberland brauche? Viel, denn die vhs sei als Teil der kommunalen Daseinsfürsorge in Bayern Staatsziel. Für die Megatrends unserer Zeit – Globalisierung und Digitalisierung – brauche es Bildung. Die vhs sei außerdem tragend in den Bereichen kulturelle Bildung, demokratische Entwicklung, Fachkräftemangel, Allgemeinbildung, Zuwanderung und Demokratisierung. „Wir brauchen mehr vhs, wenn wir Gesellschaft zusammenhalten und mitgestalten wollen“, forderte Meisel

Wie dringend diese Forderung sei, legte die aus Berlin angereiste Sozialwissenschaftlerin Anja Wagner von der Bildungsberatungsagentur Frolleinflow dar. Es brauche mehr digitale Kompetenz, sagte sie. Veränderungsbereitschaft, Lernbereitschaft und Innovationsbereitschaft müssten gefördert werden. Offene Lernräume seien dafür Voraussetzung, wie beispielsweise das Fablab Oberland. Allein dieser Vortrag mit der anschließenden Podiumsdiskussion hätte einen Abend füllen können, sodass man sich erst sehr spät zum gemeinsamen Feiern aufmachte.